Mut zum Kurswechsel: Bestandssysteme sind die beste Alternative

  14.11.2025
Am Sonntag fällt beim Bundestag des Deutschen Handballbundes (DHB) in Dresden eine wegweisende Entscheidung: Soll ein neues, einheitliches Verbandsmanagementsystem eingeführt werden? Oder setzen die Verbände auf eine Weiterentwicklung der bewährten Bestandssysteme von Handball4all (H4A) und nu Datenautomaten (nu)?

Während der DHB mit seinen „10 Gründen für die Umsetzung“ für das neue System iSquad von Toools (3oes Leading Software, SL) wirbt, das im Ausschreibungsprozess die Nase vorn hatte, kommen nicht nur von den Anbietern der aktuellen Lösungen deutliche Einwände.

„Natürlich haben wir als Unternehmen kein Interesse daran, dass ein neues System eingeführt wird - das ist unstrittig", so Andreas Jakob, H4A-Vorstand. „Aber unabhängig davon gibt es gute Gründe dagegen. Die zehn vom DHB genannten Vorteile sind bestenfalls banal, schlimmstenfalls falsch. Überschrieben mit "Reasons to believe" - doch Glauben reicht hier nicht. Wir aber WISSEN: Es geht besser, günstiger, sicherer und einfacher."

Einheitlich ja, aber auf bestehender Grundlage

Die Notwendigkeit der Einführung eines einheitlichen Systems, um den deutschen Handball auf Augenhöhe mit anderen Sportverbänden zu bringen, ist auch bei H4A unumstritten. Aber H4A argumentiert: Es ist nicht nötig, dieses von Grund auf neu aufzusetzen. Die Basis dafür besteht längst.

Das Handball Deutschland Datawarehouse (HDDW), ein gemeinsames Modell von H4A und nu, ist bereits im Einsatz und kann zur zentralen, multidirektionalen Datenzentrale des deutschen Handballs ausgebaut werden – ganz ohne Umstellungsrisiken. Mit dem HDDW ließen sich neue Entwicklungen zentral umsetzen, während das gewohnte Erscheinungsbild und die Nutzerführung bestehen bleiben.

Weniger Aufwand, mehr Nutzen - und das zu geringeren Kosten

Migrationen oder Schulungen sind nicht nötig, da die Umstellung im Hintergrund erfolgt. Zusätzliche Personalkosten entfallen, bestehende Arbeitsgruppen setzen ihre Arbeit nahtlos fort. Datenschutz und rechtliche Grundlagen sind gewährleistet, und jeder Euro fließt direkt in produktive Weiterentwicklungen. Zudem plant it4sport ohnehin ein umfangreiches Millioneninvestment in die H4A-Bestandstechnologie Phoenix (zum Artikel), dessen Vorteile zusätzlich zu Buche schlagen würden.

Auch finanziell ist das Bild klar: Während das neue System mit Lizenz- und Supportkosten von rund 300.000 Euro jährlich durch den DHB angegeben wird, liegt das Ausschreibungsangebot der H4A mit etwa 230.000 Euro deutlich darunter - bei Wegfall sämtlicher Einmalkosten. Dazu kommt: „Der DHB übernimmt großzügigerweise die Einmalkosten für die Einführung. Aber wer ist der DHB? Letztlich zahlen die Vereine“, so Jakob.

Lehren aus der Vergangenheit

Das Projekt handball.net sollte schon einmal die Nachteile verschiedener Systeme ausgleichen. Die Bilanz: hohe Kosten, enttäuschende Ergebnisse, fortlaufende Verluste - trotz professioneller Begleitung durch Sportheads, dieselbe Agentur , die auch für die neue Ausschreibung zuständig war. Diese Erfahrung mahnt zu Vorsicht: Nicht jedes Digitalprojekt, das Einheitlichkeit verspricht, bringt am Ende echten Fortschritt.

Der größte Gewinn wäre Einigkeit: auf bewährter Basis

„Die Entwicklung hin zu einem einheitlichen System wäre tatsächlich der größte Gewinn für den deutschen Handball überhaupt", so Jakob. „Nüchtern betrachtet, also rein fachlich und unabhängig von Emotionen, lässt sich dieses Ziel mit den Bestandssystemen heute schon erreichen. Sie sind, das kann man guten Gewissens behaupten, zum aktuellen Zeitpunkt die beste Alternative.“